Entlang des Rallarvegen

Der neue Morgen beginnt mit Sonnenschein. Aus dem Tal ziehen die Wolken empor. Ich packe ein und rolle dann den Kilometer bis zur Straße hinab. Und dann bin ich gefangen von der Schlucht. Zuerst ist sie sehr schmal und die Straße klebt irgendwo am Hang. Von der Bahnlinie ist nichts zu sehen, nur die Züge sind in regelmäßigem Abstand zu hören. Der Fluss rauscht weit unter mir.

In Urdland wird das Tal breiter. Die Bahn klettert über die Straße. Das Tal wird noch breiter und dann wieder schmaler. Es geht kurz durch Wald und wieder stehen viele Hütten rechts und links. Die Berge bleiben hoch und die Spitzen schneebedeckt.

Dann wieder Himbeeren am Wegesrand und ich mache eine Pause. In Mjofjell endet der Asphalt. Der Rallarvegen beginnt. Es wird etwas steiler, bleibt aber gut zu fahren. Am Laugavatn stehen wieder viele Hütten. Und an der Station Upsete ist der Weg plötzlich zu Ende!

Die Bahn verschwindet in einem Tunnel und nur Wanderwege führen über die Berge. Diese sind aber so steil, dass ich mit dem vollbepackten Rad keine Chance habe. Auf einen großen Umweg, indem ich wieder zurück fahre und auf einer anderen Straße weiter, habe ich auch keine Lust und so beschließe ich, die Bahn zu nehmen. Aus einer früheren Reise weis ich, dass der Rallarvegen ab der nächsten Station wieder zu fahren ist.

Es ist erst 12.30 Uhr, aber der Zug fährt erst in 3 Stunden. So bleibt mir unheimlich viel Zeit. Zuerst trockne ich das Zelt, dann esse ich noch Mittag und schließlich kommt der Zug und bringt mich für 50 NKr durch den Tunnel nach Myrdal.

Der Himmel hat sich inzwischen zugezogen und es wird kühler. Es kommen mir immer wieder Radfahrer und auch Wanderer entgegen. Der Himmel wird noch dunkler und schließlich fängt der Regen an. Und der Weg wird immer schlechter.

Vor 6 Jahren kam er mir bei weitem nicht so schlecht vor, dafür wurde die Fahrt damals immer wieder durch Schneefelder unterbrochen. Diese fehlen in diesem Jahr vollkommen. Am Wegesrand sehe ich jetzt immer wieder Zelte stehen. Aber so richtig nach Aufhören ist mir noch nicht. Obwohl das Wetter immer schlechter geworden ist. Die Temperatur hat mittlerweile 5°C unterschritten und dazu regnet es sehr stark. Der heftige Gegenwind kühlt mich aus. Gegen 19.30 Uhr erreiche ich schließlich Finse, die einzige Station im Fjell. Aber alles liegt verlassen, nur wenige Fenster sind erhellt.

Noch eine halbe Stunde fahre ich weiter, aber dann reicht es mir. Ich baue mein Zelt auf und horche auf den Wind, der am Zelt rüttelt, und auf den Regen, der auf die Außenhaut trommelt. Irgendwann bin ich eingeschlafen.

Bergenbahn westlich von Finse

nächste Etappe: Abschied von Schweden und Heimkehr